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Nick Diaz kämpft gegen sein Bad-Boy-Image

Er gilt als das enfant terrible des MMA-Sports, von den Medien und Fans fühlt er sich aber missverstanden: Nick Diaz, der am 4. Februar gegen Carlos Condit um die Interimsweltmeisterschaft im Weltergewicht kämpft, will nicht länger als der böse Bube hingestellt werden.

Im Herbst vergangenen Jahres vergab Nick Diaz die große Chance auf einen Kampf um die Weltmeisterschaft im Weltergewicht. Da er unentschuldigt einer Pressekonferenz fernblieb, warf die UFC ihn kurzerhand aus dem Titelkampf gegen den amtierenden Weltmeister Georges St. Pierre.

„Ich glaube, die Menschen im MMA-Sport denken, ich sei verrückt“, erzählt Diaz. „Aber ich versuche nicht, der Bad Boy zu sein, ich will kein Bad Boy sein, ich bin kein Bad Boy. Ich will einfach nur trainieren und kämpfen. Das ist mein Lebensstil: trainieren und kämpfen. Ich versuche einfach, mir immer selbst treu zu bleiben. Ich bin kein Faker, der vor euch eine Show abzieht und so tut, als sei er jemand, der er in Wirklichkeit gar nicht ist. Ich kämpfe einfach.“

Mittlerweile hat Diaz allerdings begriffen, dass Interviews, Videoaufnahmen und Pressetermine zum Profisport dazu gehören – ein notwendiges Übel. Er erscheint artig bei allen Terminen und sitzt seine Zeit ab. Bei der Pressekonferenz vor UFC 143 hat der 28 Jahre alte Kalifornier seinem Gegner im Kampf um die Interimsweltmeisterschaft im Weltergewicht, Carlos Condit, sogar die Hand geschüttelt.

Was für einen Normalsterblichen selbstverständlich klingt, ist für den in rauen Verhältnissen aufgewachsenen Diaz eine Ausnahme. Diaz betrachtet seine Gegner als Feinde – er will mit ihnen keine Freundschaften schließen, er will sie vor dem Kampf nicht einmal sehen. Schließlich werden diese bald drei oder fünf Runden lang versuchen, ihn zu schlagen, zu treten, zu werfen und zur Aufgabe zu zwingen.

Trotz dieser Antipathie gegenüber seinen Konkurrenten in der Weltergewichtsklasse ist Diaz kein Kämpfer, der grundlos gegen alles und jeden stänkert. Verhalten sich seine Gegner respektvoll, verhält er sich – entgegen der herrschenden Meinung – ebenfalls respektvoll: keine wüsten Beschimpfungen, keine ausgestreckten Mittelfinger, keine Schubsereien. Über Condit, der nicht dafür bekannt ist, vor seinen Kämpfen große Reden zu schwingen, hatte Diaz in letzter Zeit nur Lob übrig.

„Er gewinnt seine Kämpfe und sieht gut dabei aus“, sagt Diaz über Condit. „Er kämpft besser als jeder andere. Meiner Meinung nach ist er besser als Georges St. Pierre. Ich finde, dass Carlos ein besserer Kämpfer ist als GSP. Er hat mehr Schlagkraft und er arbeitet ständig auf Aufgabegriffe hin. Ich respektiere seinen Kampfstil. Er ist definitiv ein gefährlicherer Gegner als GSP. Wenn man gegen GSP kämpft, läuft man Gefahr, nach Punkten zu verlieren. Wenn man gegen Carlos kämpft, läuft man Gefahr, seine Zähne zu verlieren.“

Letzteres trifft aber auch auf Kämpfe gegen Diaz zu, der momentan elfmal in Folge ungeschlagen ist. Auf dem Boden ist der BJJ-Schwarzgurt vor allem in der Guard gefährlich, im Stand ist es das schiere Volumen seiner Boxtechniken, das seinen Gegnern reihenweise zusetzt. Seine ausgezeichneten technischen Fähigkeiten, gepaart mit seinem unbändigen Kampfgeist und seiner schier unendlichen Kondition, machen ihn zu einem der Gewichtsklassen übergreifend besten Kämpfer.

„Wer in der UFC ist, kann gut kämpfen“, sagt Diaz. „Meine Rivalen sind stärker als ich, sie können mehr Gewichte stemmen, kräftiger schlagen und schneller rennen. Aber im kämpferischen Bereich trainiere ich einfach viel härter als sie, und das wissen sie. Ich finde, dass ich der kompletteste Kämpfer der Welt bin.“

Mit dieser Meinung steht Diaz nicht alleine da und er hätte guten Grund, vor UFC 143 Sprüche zu klopfen. Und doch lässt sich der vermeintlich böse Bube nicht einmal zu einer Prognose für seinen Interimstitelkampf hinreißen.

„Ich werde am Samstag einfach ins Octagon steigen und mein Bestes geben“, sagt Diaz lapidar. „Und dann werden wir sehen, was passiert.“

Klingt so etwa ein Bad Boy?